Unternehmenskultur – die Persönlichkeit einer Organisation

«Culture is how employees› hearts and stomachs feel about Monday morning on Sunday night.» Bill Marklein

Dieses Zitat bringt auf den Punkt, was Unternehmenskultur wirklich ausmacht: Sie ist nicht das Abbild dessen, was auf der Unternehmenswebsite, in Stellenangeboten oder Hochglanzbroschüren festgeschrieben ist. Vielmehr zeigt sie sich darin, wie sich Ihre Mitarbeitenden fühlen, wenn die neue Arbeitswoche vor der Tür steht. Freuen sie sich darauf, wieder an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren? Oder erfüllt sie der Gedanke an den Montagmorgen mit Stress und Widerwillen?

Unternehmenskultur ist das unsichtbare Band, das Ihr Unternehmen zusammenhält. Sie beeinflusst, wie Ihre Mitarbeitenden denken, fühlen und handeln – jeden Tag. Eine starke, positive Unternehmenskultur kann das Engagement fördern, die Zusammenarbeit stärken und die Innovationskraft erhöhen. Eine schwache oder negative Kultur bewegt genau das Gegenteil.

 

Ein komplexes Gefüge mit vielen Facetten

Die Unternehmenskultur beschreibt ein System von Werten, Normen und Zielen innerhalb des Unternehmens, das das Verhalten sowie die Handlungen aller Mitarbeitenden der Organisation beeinflusst und von ihnen getragen wird – von der Geschäftsführung über die Manager bis hin zu den Praktikantinnen und Praktikanten. Sie ist die Persönlichkeit des Unternehmens. Wie auch die Persönlichkeiten von Menschen einzigartig sind, sind es die Kulturen verschiedener Unternehmen.

Die Unternehmenskultur spiegelt sich beispielsweise in Begrüssungs- und Verabschiedungsformen, der Kommunikation, dem Miteinander, der Fehlerkultur, dem Führungsstil und vielen anderen Facetten wider. Somit hat sie nicht nur Einfluss auf die Mitarbeitenden der Organisation, sondern prägt auch massgeblich die Beziehung zu externen Stakeholdern sowie das Image des Unternehmens.

 

Eisbergmodell Unternehmenskultur

Merkmale der Unternehmenskultur

Die Unternehmenskultur setzt sich aus verschiedensten Elementen zusammen und bildet ein komplexes System, dass sich stetig weiterentwickelt und verändert, beispielsweise bedingt durch Personalwechsel in der Organisation. Denn die Unternehmenskultur prägt zwar die Verhaltensweisen und Handlungen der Mitarbeitenden, wird aber gleichzeitig genau von diesen selbst beeinflusst. Und auch äussere Faktoren wie der demografische Wandel, die veränderte Anspruchshaltung von Arbeitnehmenden sowie die Digitalisierung spielen eine wichtige Rolle.

Doch welche Merkmale prägen denn nun die Unternehmenskultur? Einige sind gut nach aussen sichtbar, die meisten Faktoren sind jedoch nach innen gerichtet und nicht direkt zu erkennen. Vereinfacht kann man es sich so vorstellen: Alle Faktoren, die man als Bewerberin oder Bewerber bereits im Bewerbungsprozess erkennen kann, zählen tendenziell eher zu den äusseren Merkmalen – all jene, die man erst bemerkt, wenn man in der Organisation tatsächlich arbeitet, gehören zu den inneren.

Zur Veranschaulichung bietet sich das Eisbergmodell an: oberhalb der Wasseroberfläche liegen die gut sichtbaren Faktoren, unterhalb nur jene, die man erst mit der Zeit erfährt.

 

Eine treibende und vielversprechende Kraft hinter dem Erfolg

Vorteile aus der Unternehmenskultur können sich nur ergeben, wenn die Mitglieder der Organisation sie als positiv wahrnehmen. Das bedeutet nicht, dass es eine richtige und eine falsche Auslegung gibt. Jede Unternehmenskultur ist individuell und muss zu den Besonderheiten des jeweiligen Unternehmens passen. Wichtig dabei ist jedoch, dass eine Unternehmenskultur nicht von oben diktiert werden kann, sondern von allen Beteiligten verstanden, gelebt und getragen wird. Nur so entsteht eine «gute» Unternehmenskultur, die mehr ist als leere Worte und sich positiv auf die Mitarbeitenden auswirkt.

Mitarbeitende fühlen sich am Arbeitsplatz wohl und sind zufriedener, wenn im Unternehmen eine positive Unternehmenskultur herrscht. Das bringt zahlreiche wünschenswerte Nebeneffekte mit sich, denn zufriedene Mitarbeitende sind motivierter und meist auch produktiver. Sie fallen seltener krankheitsbedingt aus und verbleiben insgesamt länger im Unternehmen. Zudem sorgt eine positive Unternehmenskultur dafür, dass sich Mitarbeitende stärker mit dem Unternehmen identifizieren können.

All diese Faktoren kommen jedoch nicht nur den Mitarbeitenden zugute, sondern haben einen Einfluss auf den Unternehmenserfolg. Und eine positive Unternehmenskultur bringt noch einen weiteren entscheidenden Vorteil: ein gutes Image als Unternehmen, insbesondere als Arbeitgeber.

Themen wie eine faire Behandlung, Mitbestimmung, Nachhaltigkeit, Transparenz u.v.m. sind für die Talente heute meist genauso relevant bei der Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber wie eine hohe Vergütung, viele Urlaubstage und eine moderne technische Ausstattung. Und sogar nachdem eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter das Unternehmen verlassen hat, spielt die Unternehmenskultur noch eine Rolle.

Je nachdem wie wohl sich die Person während ihrer Tätigkeit gefühlt hat, wird sie das Unternehmen als Arbeitgeber weiterempfehlen, positive Bewertungen auf Plattformen wie kununu und Glassdoor hinterlassen und zu einem späteren Zeitpunkt eine Rückkehr ins Unternehmen erwägen – oder eben nicht. Eine positive Unternehmenskultur hat also Einfluss auf den gesamten Employee Life Cycle.

Ikonen erfolgreicher Unternehmenskulturen

Google

Das wohl bekannteste Beispiel für eine gute Unternehmenskultur liefert Google. Der Tech-Gigant bietet seinen Mitarbeitenden nicht nur eine enorme Palette an Benefits, sondern vermittelt durch verschiedene Massnahmen auch glaubwürdig, dass ihm das Wohlbefinden der Mitarbeitenden sehr am Herzen liegt.

Schauen wir uns beispielsweise den Google Hauptsitz in Kalifornien an, entdecken wir einen riesigen Campus, der den Mitarbeitenden allerhand zu bieten hat – von kostenlosen Mahlzeiten in zahlreichen Restaurants und einer hochmodernen Ausstattung über Gesundheitsangebote wie Massagen bis hin zu Finanzberatern für die Mitarbeitenden. Hinzu kommt ein hohes Mass an Flexibilität, flache Hierarchien, eine offene Fehlerkultur, verschiedene Initiativen zu Nachhaltigkeit, ein hundefreundlicher Arbeitsplatz und noch vieles mehr.

Salesforce

Auch Salesforce punktet bei seinen Mitarbeitenden mit verschiedenen Benefits und Initiativen. So überzeugt der Anbieter einer der bekanntesten CRM-Tools vor allem mit moralischen Werten und setzt sich beispielsweise für die Gleichstellung aller Personen ein – unabhängig von ihrem Geschlecht, der sexuellen Orientierung oder der ethnischen Herkunft.

Zudem übernimmt das Unternehmen mit seinem 1-1-1-Modell soziale Verantwortung und spendet 1 Prozent des Eigenkapitals, der Zeit und der Produkte an gemeinnützige Organisationen. Natürlich profitieren die Mitarbeitenden auch von verschiedenen Vorteilen wie einer modernen Ausstattung, der Übernahme für Bildungskosten, Fahrtkostenzuschüssen, Gesundheitsfürsorge und vielem mehr.

 

Praktische Tipps zur erfolgreichen Pflege der Unternehmenskultur

Die Unternehmenskultur hängt von vielen verschiedenen, teils externen Faktoren ab, dennoch können Sie sie massgeblich mitgestalten und fördern. Eine positive Unternehmenskultur steht und fällt mit den Führungskräften und dem Management einer Organisation. Dabei besteht die zentrale Aufgabe der Geschäftsführung darin, die gemeinsamen Werte und Normen festzulegen, sie verständlich zu kommunizieren und sie selbst im Alltag zu leben.

Es lässt sich kaum eine wertschätzende, fehlerfreundliche und offene Kultur kommunizieren, wenn sich die Mitarbeitenden regelmässig ungleich behandelt fühlen und für jeden Fehler gemahnt werden. Eine solche Scheinkultur wird schnell in sich zusammenfallen und resultiert in einer hohen Unzufriedenheit, kündigenden Mitarbeitenden und einem schlechten Ruf.

Schritt 1: Ist-Stand

Definieren Sie, wo ihr Unternehmen gerade in Bezug auf die Unternehmenskultur steht. Hierfür können auch Mitarbeiterbefragungen genutzt werden, um ein authentisches Bild zu erhalten.

Hilfreiche Fragen könnten sein:

  • Wie werden Entscheidungen getroffen?
  • Wie gestaltet sich das Verhältnis zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften?
  • Wie kommunizieren wir miteinander (und nach aussen?
  • Wie gehen wir mit Fehlern, Konflikten und Feedback um?
  • Wie vermitteln wir den Mitarbeitenden Wertschätzung?
  • Übernimmt unser Unternehmen soziale Verantwortung?
  • Wie sind die Rahmenbedingungen für Mitarbeitende gestaltet (z. B. Ausstattung, Arbeitszeiten, Urlaubstage, Gehalt)?

Schritt 2: Ziele definieren

Nun, da Sie wissen, wo Ihr Unternehmen steht, können Sie sich Gedanken darüber machen, wie die Unternehmenskultur aussehen soll. Dabei können Sie auch einfliessen lassen, was für (potenzielle) Mitarbeitende erstrebenswerte Werte und Normen sind. Am besten halten Sie das Ergebnis in einer Art Leitbild schriftlich fest. Das Ausformulieren in Schriftform kann dabei helfen, Ihre Vision konkret und greifbar zu machen und im nächsten Schritt transparent zu kommunizieren.

Schritt 3: Pflege

In diesem Schritt überlegen Sie zunächst, welche Massnahmen notwendig sind, um das erarbeitete Leitbild in die Tat umzusetzen. Müssen bestehende Rahmenbedingungen, Grundsätze oder Verhaltensweisen geändert werden?

Wichtig ist hierbei, dass Sie die Mitarbeitenden mitnehmen, die definierten Werte verständlich kommunizieren und selbst mit gutem Vorbild vorangehen. So könnten Sie beispielsweise Termine für Feedback-Gespräche vereinbaren, Anbieter für Fort- und Weiterbildungen heraussuchen, eine Arbeitsgruppe zur Planung eines Teamevents bilden oder den Rahmen für eine wöchentlich stattfindende Austauschrunde schaffen.

Schritt 4: Entwicklung im Auge behalten

Veränderung gelingt nicht von heute auf morgen und auch ein Anstoss in die richtige Richtung ist oft noch kein Garant dafür, dass sich Veränderungen langfristig durchsetzen. Behalten Sie daher im Blick, ob und wie sich das neue Leitbild etabliert. So kann es sinnvoll sein, Verantwortlichkeiten im Team zu verteilen, um die Veränderungen umzusetzen und nachzuverfolgen.

Auch hier können Mitarbeiterbefragungen ein hilfreiches Werkzeug sein, um das Bild im Team abzugreifen und zu prüfen, ob sich Veränderungen durchgesetzt haben. Das Wichtigste ist und bleibt, dass Sie die definierten Werte und Normen selbst befolgen und praktizieren.

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